NDR Nordreportage: „Der Kreuzfahrttester“ - und wie fand ich es?

Selten war ich so gespannt, wie vor der Ausstrahlung der NDR Nordreportage gestern Abend - sieben Tage lang hatte mich ein TV-Team auf MS Hamburg, MS Deutschland und AIDAperla im Mai begleitet - und das für die 30-Minuten-Folge mit dem Titel „Der Kreuzfahrttester“. Ich habe unzählige Kommentare auf den verschiedensten Kanälen gelesen - und die gehen von den Meinungen her doch etwas mehr auseinander, als ich es sonst gewohnt bin. Aber wie hat mir die Sendung eigentlich selbst gefallen?

Ich fand die Doku im Großen und Ganzen sehr gut - durchaus informativ und unterhaltsam - sofern ich da als Hauptprotagonist überhaupt die nötige Distanz habe, um das sagen zu können. Ich war ja bei den Dreharbeiten dabei, von daher gab es nun keine Überraschung für mich gestern Abend. Alles, was ich selbst mache an Videos, ist ja vom technischen Aufwand her Low-Budget - von daher war es spannend, mich mal in einem vergleichsweise hochwertig produzierten Film zu sehen. Auch die Zusammenarbeit mit dem TV-Team hat mir viel Spaß gemacht - ist eben doch etwas anderes, als allein auf einem Schiff unterwegs zu sein.

Grundsätzlich ist es so, dass langjährige Follower natürlich einen anderen Blick auf mich haben als Menschen, die mich gar nicht kennen. Gemacht ist die Sendung natürlich in erster Linie für letztere Gruppe - also für den durchschnittlichen Fernsehzuschauer - oder aber - besonders bei Dokus immer wichtiger - die Nutzer von Mediathek und NDR-YouTube-Kanal.

Foto: NDR/Michael Höft

Ein Feedback, das ich häufiger gelesen habe: Ich sei nicht so rübergekommen wie sonst. Wie kann das denn sein? Nun - auf YouTube bin ich natürlich mein eigener Regisseur gewissermaßen. Und was ich da mache, das hat schon in erster Linie Unterhaltungscharakter. Warum? Weil ich ja möchte, dass das Ganze regelmäßig von vielen geschaut wird - und das ist als knochentrockener Informationsvermittler schwierig. Das hat am Ende an vielen Stellen schon auch Testcharakter - weil ich mir eben schon anschaue: Wie ist die Verdunkelung einer Kabine? Wie ist der Zustand einer Matratze? Ja, ich gucke auch häufig unters Bett - allerdings filme ich das für gewöhnlich nicht. Oder es geht schon auch um die Qualität des Essens - gar nicht so sehr unter der Prämisse, ob es mir geschmeckt hat - eher danach, ob ein bestimmtes Gericht so ist, wie es sein sollte.

Ich selbst habe mich ja irgendwann nicht mehr in erster Linie als „Schiffstester“ bezeichnet - nicht, weil ich den Begriff völlig unpassend finde, sondern eher, weil es schlicht keine schutzfähige Marke ist. Genauso wie Kreuzfahrttester oder Restauranttester. Wenn ich nur noch unter meinem Namen auftrete, ist das am Ende auch nicht so ein enges Korsett - denn was fällt einem Schiffstester ein, wenn er plötzlich mehrere Wochen aus Thailand berichtet - so ganz ohne Schiff? Ein Kollege firmiert als „Kreuzfahrttester“ - und plötzlich heißt eine Sendung mit mir so, mit der er natürlich nichts zu tun hat - das ist dann am Ende das Problem mit diesen Marken, die keine sind. Also dann lieber der Name.

Die TV-Doku hat sich nun sehr auf den Testaspekt fokussiert, was am Ende aber auch nicht so überraschend ist. Es ist einfach auch schwierig mich in eine Schublade zu packen - und dann auch noch in eine Schublade, mit der der durchschnittliche NDR-Zuschauer etwas anfangen kann. Bin ich jetzt Journalist, Content Creator, Influencer, YouTuber oder Kreuzfahrttester? Falsch ist sicherlich kein Begriff - wenn es nun darum geht, einen Titel zu finden, den der durchschnittliche Zuschauer interessant findet, dann ist es sicher eher Kreuzfahrttester als Content Creator.

Und TV-Dokus folgen letztlich auch gewissen Rezepturen - die etwas komplexer sind, als wenn ich da etwas auf YouTube mache. Dort wird mir eher mal etwas verziehen, als bei einer TV-Sendung, wo der Zuschauer im schlimmsten Fall umschaltet. So einer Rezeptur muss ich mich dann als Protagonist natürlich unterordnen - ein Skript gab es übrigens nicht - aber erfolgreiche TV-Macher haben natürlich im Hinterkopf, was sie für einen gelungenen Film brauchen.

Ich denke, dass ich durchaus auch unterhaltsame Dinge gesagt habe in der Doku - aber der Charakter ist natürlich insgesamt ein anderer in so einer hochprofessionellen Sendung mit Off-Sprecherin. Die ein oder andere Aussage mag mancher als arrogant empfunden haben, der mich nicht weiter kennt - aber das ist dann halt so. Das Ziel der Sendung ist ja nicht gewesen, ein Werbevideo über mich zu produzieren - in erster Linie sollte es eine erfolgreiche Sendung sein. Und das ist durchaus gelungen - mit einem Marktanteil von knapp zehn Prozent lag die Nordreportage gestern sogar über Senderschnitt.

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