Alles inklusive - oder lieber doch nicht?

Ihr habt es sicher gesehen: Nach zwei Jahren war ich mal wieder mit der Mein-Schiff-Flotte unterwegs. 2010 hat man ja an Bord „Alles inklusive“ eingeführt - seitdem scheint es nicht mehr wegzudenken zu sein. Die Idee dahinter hat mir Richard J. Vogel, der Gründungsgeschäftsführer von TUI Cruises, mal erklärt: Mit mehr Leistungen an Bord sollten schlicht die Preise hoch gehalten werden. Dass es trotzdem im Winter 2022, acht Jahre nach Vogels Abgang, allerdings Angebote gibt, wo es eine Woche Mein Schiff für 349 Euro gibt, das hätte sich der gestandene Manager seinerzeit vermutlich nicht vorstellen können. Aber es soll hier jetzt gar nicht um die nach wie vor schwierige Lage für die Reedereien gehen. 

Muss es immer “Alles inklusive” sein?

Mir würde es ja schon reichen, wenn Kaffee und andere alkoholfreie Getränke im Reisepreis enthalten sind. Alkoholische Getränke würde ich dann bei Bedarf extra bezahlen.

Ein „Alles inklusive“ ohne wenn und aber an Bord ist nach wie vor in der Kreuzfahrtbranche die Ausnahme - zumindest im Preiseinstiegs- und mittleren Segment. Die Anbieter scheuen sich offenbar diesen Schritt zu gehen, weil er am Ende mehr oder weniger endgültig wäre. Haben sich die Kunden erstmal daran gewöhnt, dann wäre es schwierig, eines Tages wieder zur Einzelabrechnung zurückzukehren. Was durchaus verbreitet ist: „Alles inklusive“ im Rahmen von Aktionen - Norwegian Cruise Line oder Celebrity Cruises inkludieren gern - mehr oder weniger immer - Getränkepakete - bei ganz günstigen Angeboten zum Teil dann aber doch wieder nicht. In dieser Woche angekündigt: Auch Costa will mit „Alles inklusive“ das Wintergeschäft ankurbeln - aber zunächst nur befristet bis Mitte November. 

Wenn die Getränke in dem Rahmen inklusive sind, wie bei der Mein-Schiff-Flotte, dann ist das natürlich wahnsinnig praktisch. Man bestellt ein Getränk - keiner will eine Bordkarte sehen und man muss auch nichts unterschreiben - und gut ist. Nun war ich ja mit dem Schlagerliner unterwegs, eine Themenkreuzfahrt auf der Mein Schiff 6 - hier wurde sicherlich mehr Alkohol getrunken als auf anderen Reisen der Mein-Schiff-Flotte. Und es ist natürlich eine Binsenweisheit: Wenn auch der Alkohol inklusive ist, wird mehr getrunken, als müsste man alles einzeln bezahlen. 

Inkludierter Alkohol hat am Ende auch den Nachteil, zumindest abseits vom Luxussegment, dass beispielsweise bei Wein meist nur eine eher einfache Qualität inkludiert ist. Fand ich es bei meiner ersten Kreuzfahrt 2003 auf AIDAaura noch toll, draußen im Außenbereich des Calypso-Restaurants zu sitzen und ein Glas Tischwein nach dem anderen zum Essen zu trinken und irgendwann angeduselt zur Poolparty zu gehen, lasse ich den Tischwein heute meist stehen. Jetzt auf Mein Schiff 6 habe ich nicht einen Tropfen davon getrunken. 

Ich würde soweit gehen und sagen, dass ich persönlich ein „Alles inklusive“ mit Alkohol nicht brauche. Zahle ich für jeden Drink extra, bewahrt mich das auch davor, mehr zu trinken, als ich vielleicht selbst möchte. Faire Preis an Bord mal vorausgesetzt - soll ich für ein Glas Wein auf einem US-Schiff 12 Dollar (plus 20 Prozent Servicegebühr) zahlen, wo noch nicht mal in der Karte vermerkt ist, welche Menge überhaupt mit „Glas“ gemeint ist, dann vergeht mir tatsächlich die Lust auf Wein. 

Was ich perfekt finde: Virgin Voyages, hierzulande bisher eher unbekannt, inkludiert ohne wenn und aber sogenannte „Essential Drinks“ - Wasser, Softdrinks, Säfte, Tee, Filterkaffee - und zwar auf dem ganzen Schiff. Vielleicht wäre wenigstens das mal eine Anregung für Hapag-Lloyd Cruises, die meines Wissens einzige Luxusreederei der Welt, die nach wie vor „Alles inklusive“ ablehnt - hier setzt man ja auf ein vermutlich weltweit einzigartige Konzept: Nur Kaffee, Tee und Minibar inklusive - und manchmal ein Glas Champagner. Das wäre mir zu wenig - auch wenn es statt Filterkaffee hier sogar der Cappuccino sein darf… Auf der anderen Seite gilt aber natürlich auch: Jede Reederei inkludiert nur so viel, wie sie muss.

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Das Geschäft mit zweifelhaften Awards und Auszeichnungen

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Warum man diesen Winter eigentlich eine Kreuzfahrt machen muss