Wenn Reedereien beim Aperol Spritz sparen

Ich hatte kürzlich ein paar Freunde eingeladen - es war ja einer der raren Sommertage im August - und was bietet man dann gern an? Aperol Spritz! Wenn einem die Menschen wichtig sind, die zu Besuch kommen, dann kauft man natürlich das Aperol-Originalprodukt. Was mir gar nicht so bewusst war: So eine Flasche kostet gut und gerne mal 12,99 Euro - das Eigenmarken-Produkt beim Discounter kostet hingegen nur 4,99 Euro. Mir ist kaum ein Produkt bekannt, wo der Preisunterschied zwischen Marke und Eigenmarke so gewaltig ist. Von daher ist es nicht so überraschend, dass auch Reedereien der Versuchung erlegen und auf ein günstigeres bittersüßes Produkt ausweichen.

Ich war 2020 mit einigen Freunden auf einer (all inclusive) Flusskreuzfahrt - und irgendwie schmeckte der Aperol Spritz immer mal etwas merkwürdig - so dass wir uns mit der Zeit hineinsteigerten und einen großen Aperol-Skandal vermuteten. War der Kellner nicht eben mit der halbvollen Aperol-Flasche in der Küche verschwunden und Minuten später mit voller Flasche zurück gekehrt? Pansch-Verdacht! Nach der Reise erzählte ich der Chefin der Veranstalters davon - die aber den Verdacht, es könnte da ein günstiges Ersatzprodukt in den Aperol-Flaschen gelandet sein, entrüstet von sich wies.

Nun haben Reedereien aktuell ja - wie jeder von uns - mit höheren Preisen durch die Inflation zu kämpfen. Und da ist dann besonders bei All-Inclusive-Anbietern auch der Aperol ein Thema. TUI Cruises hatte zunächst etwas ungelenk versucht, den Apéro Sprizz zu etablieren - Unterschied zum Aperol Spritz: Statt Aperol wurde ein günstigeres Ersatzprodukt verwendet. Die Proteste der Gäste ließen jedenfalls nicht lange auf sich warten. Immerhin: Auf Nachfrage hin gab es weiterhin das Originalprodukt. Bis heute werden Original- und Nachahmerprodukt parallel ausgeschenkt.

Wobei TUI-Cruises-Chefin Wybcke Meier in einem Interview in der der neuen Ausgabe des Magazins Crucero die Unterstellung von sich weist, es handele sich um eine Sparmaßnahme. Man habe sich weiterentwickeln und ein neues Getränk an Bord bringen wollen. „Dass es teilweise gastseitig als Sparmaßnahme aufgefasst wurde ist schade. Sparmaßnahmen sind selten die Triebfeder für solche Veränderungen.“ Was ich mich aber frage: Würde eine CEO auf Nachfrage überhaupt zugeben, wenn gespart wird?

Deutlicher nach Einsparung sieht es bei A-Rosa auf dem Fluss aus. Zwar war für dieses Jahr der Aufstieg zum „Premium-Plus-Anbieter“ angekündigt worden - die Getränkeauswahl sollte auf „ein wahres Gourmet-Niveau“ angehoben werden, wie der Geschäftsführer vollmundig versprochen hatte - aber offenbar scheint es auch bei A-Rosa einen gewissen Spardruck zu geben. Kürzlich wurde eine neue Barkarte veröffentlicht - und der Aperol Spritz wurde ersetzt durch den Aperitivo Spritz - und Ihr ahnt es: Auch hier wird jetzt mit einem Ersatzprodukt gemixt. So wird A-Rosa zu Spar-osa gewissermaßen.

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